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Wegeskreuze und Mondesnächte



Aus den Katakomben heraufgekommen, ist bei Lichte besehen diese ganze Diskussion um unsere Christlichkeit in der erhellenden Wahrheit zu erkennen. Dennoch ängstlich und wie wir sind, würden vermutlich bald alle silbernen Fische zu Haien im Karpfenteich und alle jungfräulichen Marienbildnisse zu Sexsymbolen generieren. Unbedenklich hingen sie kreuz und quer irgendwo an den Wänden und vor den Brüsten, und störte sich solange niemand daran, bis irgendjemand auf die Idee kam danach zu greifen.

Einst geheime Zeichen und verboten in der Zeitgeschichte wurden sie dennoch unvergänglich steinerne Grafiken. Überbieten sie sich heute im missionarischen Eifer der sonstigen Pictogramme, Logos und Leuchtschriften und in den überladenen Städtewerbungen.
Nur der vielarmige Chanukkaleuchter im Fenster erleuchtet ganz praktisch zur Wegweisung gedacht sämtliche Suchenden im helenischen Licht der geschichtlichen Erkenntnis.
Bisweilen hängst sogar ein einfaches T-Shirt mit der aufgedruckten Schrift: 'Ich bin ein .....Gott !' ...
ihrendwann zur Gelegenheit und Namensgebung geeignet, verschwitzt zum Symbol des kurzärmeligen Daseins auf Erden neben den geheiligten Wassern, geheiligten Speisen, geheiligten Schriften, heiligen Totenstätten. Denn posthum ist dies anscheinend möglich, wenngleich eine Definition zu 'heilig' = gänzlich die angestrebte Vollkommenheit zu erlangen, bislang menschlichen Lebens immer verfehlt wurde.

So aber haben wir die übereifrigen Diskussionen darum und im Bewußtsein: 'Mensch, da gibt es ja noch ganz andere Religionen! '
Und wurde sichtlich verwirrt um Staat und Glauben im Gefolge tatkräftig zur Gesetzeslage geschritten, um sogleich sämtliche Symbolik aus den Amtsräumen zu verbannen.
Danach wieder in den verwirrenden Katakomben angekommen, gerieten heimlich, still und leise manche Amtswesen darum in Untreue und hingen dort wie schon immer die bunten Kreuze der Diakonie wieder. Die in aller Welt gefertigt, in ethnologischer Kunst und kulturell künstlerisch vom Herrgottschnitzer gedacht, den weltlichen Besuchern Aufmerksamkeit und Besinnung sind.
Und hat sich bislang niemand darum benachteiligt empfunden.

Derzeit aber sind wir sehr auf unser Äusseres in den öffentlichen Räumen bedacht. Graue Nuancen gestalteten wenig gastfreundlich die Wände der Amtsräume, gab es noch kein Vermummungsverbot, und ging unsere Großmutter nicht ohne blumiges Kopftuch aus dem Hause. Unsere Mutter wiederum ließ sich ihr kunstvoll toupiertes Haar mit dem Wind-und Wetterspray aufschichten, was bei kindlichen Umarmungen nebulös knisterte. Die wildwuchernde Haaresfülle meiner Gattin aber konnte ihr südländisches Temperament kaum bezähmen, und spielten elektrisiert in verdrehten Locken der Töchter die aufgeladenen Geister.
Unser Enkelkind schmückt sich neuerdings wieder in der Tradition der Heideprinzessinnen, mit einem gekrönten Flechtkörbchen ihres langgewachsenen Seidenhaares.

Solche Dinge der Mimikri und Erscheinungen sind uns solange in Mode, bis von erneut nach Sinn und Sinnlichkeit gefragt ist. Darum an den Staat gewandt, lasst uns heftig diskutieren in der Streitkultur, und solange wie wir nichts Besseres zu tun haben. Doch überlasst die Glaubensfragen unseren inneren Ansichten
und den äusseren, zumeist schönen Wahrnehmungen dieser Welt.

Seid darum guter Dinge, die ihr mit allem was Freude bereitet,
unter freundlichem Himmelsblau, und vor allem, 'Bleibt friedlich.' Andreas H. Scheibner