Frieden und .., Frieden und ..,

Zum Frieden 2017 im April

Kriegsrethorik


Es ist aber ein Irrtum zu glauben, eine 'Demokratie' nach der überaus laut und lauter von überall gerufen, sie immer wieder im Volk verlangt wird, könnte uns alle erdenkliche Freiheit und verlangte Gerechtigkeit auch tatsächlich verwirklichen.
Denn so ziemlich im Gegenteil bedeutet uns Demokratie (der Volkswille), schon seit ihrer Entstehungszeit im Athen der griechischen Antike, jedem einzelnen Bürger die eigene Mitwirkung an der Menschengemeinschaft im Staatswesen. Und ist ihre weitere Entwicklung nicht nur ein gelegentlicher Protest an der mehr oder weniger funktionsfähigen kritisierten Staatsführung. Aufgezeichnet von der Geschichtsschreibung konnte in einem Zeitrahmen von etwa neunzig Jahren sich die Demokratie in Athen erst von der damaligen Ritterschaft der herrschenden Gesellschaftsschicht über den Senat in der beteiligten Landbevölkerung entwickeln um sich bis zu den freien Bürgern zu vervollkommnen. Sogar den Sklaven wurde ihre Freiheit versprochen, wenn sie von sich aus auf den Galeeren mit in den Krieg zogen. Eine jede Kriegsentscheidung verlangte zuvor die öffentliche Abstimmung im Volk und ging es immer auch um die Finanzierung in der Ausstattung der Schiffe und Rüstungen. Sogar um die Errichtung einer Stadtmauer um Athen wurde abgestimmt.
In den gegenwärtigen Diskussionen der heutigen Demokratien sind die Bürger der schottischen und irischen Landesregionen mit sogenannten Referenden dazu aufgerufen in ihren staatlich anerkannten Grenzen zudem als Ablösung von der historischen Vormundschaft und vom einstigen Königreich England ihre Selbstverwirklichung zu verstehen.
Die überwiegenden Bevölkerungsteile wollen eine europäische Beteiligung ihres Landes zugleich mit einer Unabhängigkeit in ihren Grenzen. Seit Jahrhunderten kämpften die Pikten des Bergvolkes und die Inselvölker Irlands und Wales um die eigene Unabhängigkeit in kleineren Feldzügen und großen Schlachten gegen den König und die Königin von England. In diesem 21. Jahrhundert gelangten endlich Nordirland und die Städte zu Selbstbesinnung und in der Übereinkunft zum bisherigen Frieden, der ebenso kompliziert im Vertragswerk ist, wie er im Wortlaut die Selbstständigkeit des ganzen Inselreiches der einstigen britischen Kaufleute und den Landadel einschließt.

Bis in unsere Gegenwart waren sich die Menschen in Nord- und Südirland, katholisch und anglistisch im Glauben von Hause aus feindlich dazu angehalten sich entsprechend zu verhalten. Und darum im Bruderkrieg feindlich geprägt, wie es heute in den Motiven eher zu verstehen ist, wenn wir die bemalten Wohnblocks in geteilten Straßenzügen in Dublin besuchen, in denen sich den Iren von Geburt an die zuständige Wohngegend und somit Zugehörigkeit seit der Jugend ergeben hatte.
Heute noch werden zum jährlichen 'Orange Lodge Day' der Oranierprotestanten böse Worte laut, wenn ihre traditionelle Paraden durch die Bezirke der Katholiken marschieren. Feiern aber dennoch die Menschen dann gemeinsam den grünen 'Paddyday' ganz gleich welcher Konfession sie angehören mit viel Ausgelassenheit, in bunten Kostümen und mit fröhlichem Trubel. Und sind die grünen Kleeblätter des heiligen St. Pattrick bei allen Bewohnern zu sehen.
Sie hatten genug von den bösen Stimmen, die es von überall aus den PUPs, von den britischen Soldaten, in den Kirchen von den Kanzeln, in der Universität und auf den Schulwegen der Kinder gegeben hatte. Genug der Bestraften bei Untreue, der Exekutierten und Schwerverletzten, der Bomben und Rachefeldzüge im In-und Ausland, der Folterknechte und geheimen Waffenverstecke. Genug von täglichen Kontrollen, der Überwachung und feindlichen Blicke hinüber zum Nachbarn. Und beschlossen sie ihre erneute Einheit der Vernunft mit der Niederlegung der Waffen, wie sich aus den Fenstern die Stimmen laut 'Nun hört doch endlich auf!' zur klagenden Aufforderung im Volk erhoben hatten.

Der im Entwicklungsprozess der Vereinten Nationen, einst von Immanuel Kant bezeichnete 'Ewige Frieden' seiner Philosophie der kategorischen Vernunft, ist bis heute leider zumeist ein frommer Wunsch geblieben, wenngleich er auch immer wieder seine Wirkung zeigt. Zum Leidwesen vieler Bevölkerungen haben sich weltweit vor allen 'Friedensverträgen' und Verhandlungen zum 'Waffenstillstand' zunächst fast immer die ausgebildeten Generalisten behaupten können, die im militärischen 'Waffengang' und 'Konflikt' bis hin zum strategischen 'Krieg' einen Feind oder auch Freund in der Gewalt bekämpfen und sie darin ihre erste und einzige Möglichkeit verstehen. Aufgezählten Angriffs- und Abwehrmechanismen im Plädoyer der produktiven Rüstungsindustrien, mit ihren vorgebrachten Strategien der Vernichtungskraft und möglichen Kollateralschäden in den Zivilbevölkerungen folgt nicht selten, wenn auch nach allen weiteren Bedenken und Vorbehalten, in der wortreichen vorgebrachten Stimulanz ein zumeist ebenso aufgebrachtes wie begeisterungsfähiges Volk. Damals zum Bau der Galeeren gegen Persien gleichwie heute zu Abfangjägern und Eurofigtern im Bereich des Iran ebenso.

Im nostalgischen Größenwahn der Reiche der Deutschen und zuvor noch gedachten Machtkonstellation eines gesamten Deutschen Reiches Römischer Nationen der längst überholten Monarchien solcher Größe, ging in einer Satirezeichnung des Künstlers der Ministerpräsident Otto v. Bismarck der Lotse und Kaisermacher im Reich von Bord des Schiffes. Vor allem war Bismark aber 'Royalist' in der Gesetzgebung und 'Militarist' in der 'Kriegsführung', der die Beteiligung der 'Volksvertretung' im 'Parlament' der Regierung und eine wirkliche Demokratie in ihrer heute bewährten aber anstrengenden Selbstkritik generell ablehnte. Eine solche Entwicklung beobachten wir derzeit in der verlangten Alleinherrschaft des Regierenden in der Türkei zur persönlichen Autorität und hat Russland eine ähnliches Gefüge in der Machtverteilung im neuen Staatswesen konstruiert, mit dem die alleinige Vollmacht in Gesetzgebung und Bestimmung bis zum möglichen Kriege für sich verlangt wird. Dem wollen die Regierenden der Republikaner in den USA anscheinend nicht nachstehen.

Der beratende Otto von Bismarck, später erst Fürst und von geadelt, sprach mit dem Kaiser hochdeutsch, wie schon seine begüterten Vorfahren in Sachsen Anhalt, wenn auch immer des Öfteren stark alkoholisiert, und der jugendliche Wilhelm der Zweite berlinerte zu Kaisers Zeiten mit ihm demonstrativ mundartlich wie ein Kutscher auf dem Bock mit seinem Zugpferd. War ihm ein gelehrtes Französisch nicht mehr 'en Vogue' genug und wurde der 'Franzmann' bereits bald zum beschimpften Nachbarn im Krieg gegen die Allianz von Österreich, Bayern, Württemberg und Frankreich gegen Preußen. Im Übrigen wurden nahezu alle bürgerlichen Rechte der gesetzlichen Mitbestimmung der Aufklärung, der Freiheit der Bauern und Landverpachtung, die Napoleons Reformen der kurzen Besatzungszeit eingeführt hatten, wieder rückgängig gemacht.
Die sprachlichen Redner im Parlament der Mitte waren damals noch nicht immer so präzise darauf bedacht auch verstanden zu werden und wörtlich zu vernehmen, wie sie sich heute im Bundestag zu verstehen geben. Und konnte daher ein möglicher Krieg in dieser 'konstitutionellen' Monarchie um Kopf und Kragen in der vorgebrachten Ehre herbeigeredet in der kaiserlicher Treue des Mannes (Frauen waren eine Seltenheit im Parlament) auch wahr werden.

Wenige Jahrzehnte später sprach man auf diplomatischem Wege vom kranken Mann am Bosporus ebenfalls eine andere Sprache als ein gelegentliches Hochdeutsch und elegantes Englisch. Das Sultanat der Türkenstämme befand sich in seiner damaligen Ausdehnung im ständigen Kriegsgeschehen an den besetzten Ländergrenzen zu arabischen Ländern. Doch aber war der Pascha des osmanischen Reiches nicht gewillt allen Völkern im Reich die gleichen Rechte der unabhängigen Bildung zuzugestehen. Gab es keine Schulpflicht, die Monogamie war nicht zur Pflicht und trugen auch Männer zur türkischen Kleidung öffentlich gerne noch ein Kopftuch modisch auf Rechts geschwungen und zu jeder Gelegenheit.
Manch alter Mann verlor vermutlich seinen Verstand beim sündigen Anblick der lieblichen Armenierin am Marktstand, die mit offenem Haar im warmen Wind des Bosporus ihre kleinen Rosen aus Pistaziengebäck und gelbe Narzissen aus Mandelmarzipan feilhielt. Der süße griechische Wein wurde in großen Korbflaschen von den besetzten Inseln Griechenlands importiert und ausgeschenkt, nachdem die jungen Griechenmänner als billige Arbeitskräfte der eroberten Inseln Kreta, Kos, Samos, Lesbos und Imiglikos nach Arabien, in den Sudan und in die Sklaverei verkauft waren.
Der Geistlichkeit wegen betete man um ihre Schicksalsführung in der prachtvollen Hagia Sophia, die schon alle Gebete dieser Welt gehört hatte, bevor man sich wieder am Bau der noch größeren Paläste und Moscheen des Reiches sein Leben verdiente. Zwar war bereits längst gesetzlich die Vielehe der 'Haram' abgeschafft, doch gab es die etlichen Nebenfrauen noch nach religiösem Gesetz geduldet.
Besucher und Badegast liessen sich gerne und regelmäßig am Feiertag der Woche im Hamam zur körperlichen Reinigung von den Wassern verwöhnen und besuchte mancher Mann gleich nebenan zum allgemeinen und sittlichen Wohlgefallen eine der Bauchtanzvorführungen, der in der moralischen Hierarchie durch Umstände gefallenen jungen Frauen.

Heute bräuchten wir gar nicht mehr so weit und anstrengend reisen um der orientalischen Düfte wegen, denn es gibt die geschmackvollen Genüsse und Ansehnlichkeiten junger Menschen schon lange in Deutschland, mitten in Europa in der Kulturstadt der freien Stimmen und zur Leipziger Buchmesse sogar ein wunderhübsches Bad mit allen Sehnsüchten der Buchseiten und illustren Mosaiken zur seelischen Entspannung. Wer Näheres über die Erfahrungen in der Türkei lesen möchte, und nicht gerade nur die staubigen Gefilde der stationierten Truppen der NATO Kräfte besuchen wird, hier wäre ein Buch und Bericht der Zeitgeschichte von Helmut von Moltke: Unter dem Halbmond. Aus den Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839 erhältlich und kostenlos zu lesen im Project Gutenberg.

Ein Auszug des historischen Berichtes:

'Der Telektschi oder Badewärter schreitet nun zu einer ganz eigentümlichen Prozedur. Der ganze Körper wird gerieben und alle Muskeln gereckt und gedrückt. Der Mann kniet einem auf die Brust oder fährt mit dem Knöchel des Daumens über das Rückgrat; alle Glieder, die Finger und selbst das Genick bringt er durch eine leichte Manipulation zum Knacken. (?) Wir mussten oft laut auflachen, aber der Schmerz nach dem langen mühseligen Ritt war verschwunden. Durch Klatschen in die Hände gibt der Telektschi das Zeichen, dass er mit seiner Operation fertig sei.'

Kapitel 55
Konzentrierung der Taurus-Armee
Schließlich noch fühle ich mich veranlasst zu wiederholen, dass die Kriegsfrage, von unserem Standpunkt aus gesehen, eine sehr drohende Gestaltung gewinnt; die vereinte Dazwischenkunft der Großmächte mag allerdings den Ausbruch noch einmal zurückzuschieben vermögen, dann wäre aber dringend zu wünschen, dass der Friede auf haltbarere Grundlagen gestützt würde, als der Status quo sie gewährt. Nach allem, was ich sehe, muss ich glauben, dass man in Konstantinopel ernstlich entschlossen ist, es auf die Waffenentscheidung ankommen zu lassen, und wirklich kann der gegenwärtige Zustand unmöglich noch fortdauern.


A.H.S.