Frieden und .., Frieden und ..,

Zum Frieden 2016 im Oktober

Sandkastenspiele


Hier in der Nordheide dürfen wir wieder im Sandkasten spielen. Oder immer noch, wie es in solchen Besuchen zu sehen ist.
Nachdem uns England und die Monarchie des großen Empires nicht nur in den Museen und Wachsfigurenkabinetten von Madam Tussaud zu betrachten historisch einen König von Hannover im Waffenrock spendierte, der dann in der Übernahme von Preussens Gloria regiert wurde, sondern er auch noch ein bis heute geläufiges " Hello " im allgemeinen Gruße mitbrachte, blieben nach 1945 den Niedersachsen im weltgrößten Schützenfest jeden Jahres der Kanonendonner und Panzerraupen in den Übungsgebieten. Die zu einem 'Aber Hallo' umfunktioniert und auf die Zwölf getroffen in den Ortschaften die Fenster und Türen verschlossen hielten. Berittene Besuche der Königin und ein nahes Lebensdomizil ausgenommen.

Unserem Heidegeist blieben nur mit einem 'Halo' von höchstem Rang versehen die natürlichen Feuchtgebiete und sind wir gelegentlich auch in lichten Ermahnungen um die lebendige Friedlichkeit von Fauna und Flora in solchen.
Die es anscheinend in der 'Lüttjen Lage' zu haben gibt und dann 'Ratzefatz' in der Bestellung gerufen werden. Bisher nur durch die Straßen der Hauptstadt gezogen, nun in den ausgedehnten, nahezu leer gefegten Übungsflächen vor den Kanonieren, von den Ketten- und Schleichfahrzeuge der Infanterie der Bundeswehr in Sachen NATO übermarschiert werden.
In den Feldern die in der Regelmäßigkeit mit jeder neuen Rekruteneinheit in den Schlachten über Feld und Flur und bisweilen sogar zur Ehre der über ihr knorriges Wurzelwerk Gefallenen erkämpft werden müssen.

Ein Naturschutzgebiet sieht anders aus, so im Kleinen der Großen betrachtet, und in der Voraussicht der gelegentlichen Truppenbewegungen vom erhöhten Stand (9) der Beobachter aus zu überschauen. Wenn hier auch der große böse Wolf grimmig und populär hinter dem Rotkäppchen und den sieben Geißlein her ist, und urplötzlich Waldgespenster in Tarnung aus dem undurchsichtigen Dickicht auftauchen, die dort zuweilen ein neues Zuhause haben. Rundum, vor zerpflügten Krautfurchen sind weitläufig nur die öden Areale geblieben, die schon Verdun in Frankreich kannte.
Aber verborgen hinter den einzunehmenden Höhen und Tiefen und etwas abseits besitzen verteilte Ökologien eine gewisse Ungestörtheit. Sie weisen einen nur mit Seltenheit geforsteten Bestand auf in dem tatsächlich schon die im dichten deutschen Wald selten gewordenen Hainichen und allerlei Pflanzenarten auf vereinzelten Lichtungen zu finden sind. Die sonst nur in den unterschiedlichen Terrains der Trockenzonen und in unbegrenzten Grünstreifen in den Niederungen wachsen können.

Gerade jetzt zur Jahreszeit lassen sich neben den kaum beachteten 'Hohlzungen' die 'Küchenschellen' finden, lieben die 'Schachblumen den Wiesenhahnenfuß', und ist mancher gewöhnliche 'Wasserschlauch' an der Seite eines hübschen 'Frauenschuhs' zu finden. Ein schmuckes 'Herzblatt' gesellte sich zum glühenden 'Heideröschen', versteht sich in der Nähe die 'Teufelskralle' zur starren 'Schwertlilie' harmonisch und sonnt sich ein planloser 'Sonnentau' auf täglichem Fliegenfang still und unbewegt.
Diese unscheinbaren Leberblumen und reichen Liebesgaben der Natur sind schon sehr selten geworden in unseren wilden Fantasien gestatten sie dennoch den grünen Tarnuniformen, die zwischen ihnen Rast machen, bestimmt einen Moment des Innehaltens an sich, die den Soldaten darüber nachdenken lassen was Rainer Maria schon in seinen Zeilen beschrieb. Im Westen geht die Kompassnadel unweigerlich im Donnerwetter der Kanonen unter und im Norden geht es am nächsten Tag mit der Kompanie zur Nachtwanderung nach Osten in unbekannte Gebiete. Gibt es insoweit nichts Neues von der Front in der grauen Norm zu berichten.

Derzeit befinden wir uns nur wenig in der Romantik des Soldatischen an den Lagerfeuern und in den aktuellen Ausrichtungen der Kompanien auf NATO - gebiet, und stets in der Ausstattung des Zeughauses der Preußischen Regimenter auf europäischem Weltniveau. Was auch immer dies in der Zerstörung bedeuten mag, die uns von der Waffentechnik angeboten ist. Denn bei aller Ehre, an darum nicht anzuzweifeln ist, ist ein Kampf im Felde immer nur ein mögliches Überleben und damit nicht mehr weit von der Würde des Menschen entfernt. Oder eben unwiederbringlich weit, und auch dort in den Übungsgebieten mit ihren sieben Steinhäusern, den Schein- und Trugdörfern verteilt über die Ebenen und einzunehmenden Höhen bisweilen.

Inhaltlich allerdings befinden wir uns in Deutschland in einem Prozess des Umdenkens. Es ist uns nicht nur die zu Stein erstarrte Weisheit am Anfang aller Schlachten gegeben, an deren Ende und Entkräftung unausweichlich alle eingeforderte Tapferkeit gekrönt wird, wie hier am Ort vor den Plänen zur Schlacht ein Gedenkstein mit Gravur daran erinnern soll, sondern ist die Klugheit Macht geworden, die uns zur Weisheit wird einen Krieg gar nicht erst zu beginnen.

In solcher Veränderung einstiger Vorstellung von Macht und Ehre, in Frontberichten und geschichtlichem Kriegsgeschehen, in denen ein Soldat nur den Gehorsam kannte, ist es vorrangig wichtig geworden beginnende Konflikte in ihrer Entstehung bereits zu beenden und zu verhandeln, denn eine Spirale in ihrer Entwicklung bis zum bitteren Ende ist nicht abzusehen in den gewaltsamen Konflikten unserer Zeit.
Wenn auch fein verteilt auf Erden in der Überheblichkeit einzelner Staatsmänner, alter Feindschaften und neuer Gelüste, die gerade wieder im Weltgeschehen und in einer Konjunktur aus altem Machtbewußtsein und der jungen verlangten Anerkennung zu erleben sind. Ein Ende darum sollte allen Kriegen künftig sein, und ist der Mensch in seinem militärischen Auftrag der Menschlichkeit dazu befugt. Alles andere aber im Reden und Handeln wäre der naiven Kunst des Tötens zuzuschreiben.

Nach einer schnellen Pusteblume solcher Gedanken steht mein Rüstzeug wieder im Schrank, sind die Kamera und ein Notizbuch bis zur nächsten Exkursion im Rucksack, reichten den müden Waden die Wasserflasche und eine Schokolade gerade bis zum Rasthaus am Eingang zur umschriebenen Hölle des wenig schönen Sterbens. Genügen zum Leben und Überleben an bestimmten Tagen der Wochenende einige Stunden, an denen diese Orte besucht werden dürfen.
Ist die stille Einkehr anschließend, die ein jeder für sich in der geschützten Ruhe der Natur finden kann, zumindest an einigen wenigen Tagen der offenen Geografien, sind die Freude an den beobachteten Tieren Erinnerungen und ist allen Einklang möglich auf breiten Wegen am gemeinsamen, christlichen Gesang der Wanderlieder miteinander.

A.H.S.




Militärisches Sperrgebiet


Heideflächen Fallingbostel




Etwa ein Viertel des Teilgebietes des Truppenübungsplatz Bergen, wie sie auch von den überflogenen Höhen aus zu sehen sind. Häuser und Attrappen stehen dort, die Fahrzeuge und Soldaten schießen (Vorsicht ist geboten) mit scharfer Munition.





Der Zugang ist nur an den Wochenenden für die privaten Besucher zugänglich.
In Sachsen-Anhalt ist in der Colbitzer Heide ein ähnliches Übungsbebiet entstanden. Und seine Nutzung wird im Kontingent der Bundeswehr weiter ausgebaut.