Frieden und .., Frieden und ..,

Zum Frieden 2015 Juni

Religion zur Freiheit

Über die Freiheit des Geistes zu schreiben sollte uns leicht fallen, ließe sich zum Beginn eines thematischen Satzes denken. Es bedingt uns aber bereits mit dem ersten noch unvollständigen Gedanken die Verpflichtung auch möglichst richtig, sachlich und verständig zu schreiben. Und ist die vermeintliche Freiheit zum Thema schon eine Einschränkung an sich. Denn es ist mit ihr eigentlich etwas ganz anderes gemeint.
Etwas wie zum Begriff Erlösung vielleicht, ein Loslassen von allen sonstigen Zwängen im Alltag und die Leere in der Gedankenansammlung. Aber auch ein Auslösen von den materiellen Dingen des Nutzens, die sich den Tag über in den Erlebnissen erforderlich erwiesen haben, und sind mir darum die wenigen Minuten zum Abend so wichtig, die sich überall und auf der Bank in irgendeiner Lücke der Häuserreihen, im Stadtpark in einer Nische der Großstadt und abseits angehalten einige Schritte in die Natur spaziert finden lassen.
An einem Wegesende sich zum Kreuzwege zu bedenken und an der Ausfahrt der viel befahrenen Autostraße die Wegweisung im Alltag zu ignorieren. Um den verlassenen Spielplatz der Kindheit zu besuchen mit den gewachsenen Bepflanzungen in denen die Erlebnisse eines noch warmen Sommertages zu spüren sind. Inmitten den weichen dichten Winterflocken, die auf der Haut des erhitzten Gesichtes dahinschmelzen, Gärten in denen Regentropfen musizieren können und entlang gegangen den verlockenden Rufen des Abendvolkes, auf den Zweigen eines Weges durch die Anlagen irgendwo ein Gruß erklingt.

Gelingt es dennoch nur selten sich völlig zu befreien und den Geist der Bedenklichkeit für sich zu betrachten, als wäre er ein anderer Teil von einem Selbst. Wird mit dem Anblick über die weiten Felder, dem Betrachten einer sehr schönen Blütenstaude bereits ein Variieren der Veränderung erkenntlich, eine grundsätzliche Änderung vielleicht, oder auch nur eine dieser Nuancen, die sogleich den ruhenden Verstand wieder zu beschäftigen beginnen. Und bekommen die schwebenden Fragen zur zeitlichen Gegenwart wieder mehr Bedeutung.
Nach einigen Augenblicken der Versenkung in den Anblick einer schönen Gestaltung, einer Blüte und eines wundervollen Sonnenspieles der Natur ist bereits alle Freiheit dem rationalen Verständnis und Erkennen gewichen.
Sogleich treten Ordnungen auf im Wechsel zum sonstigen Anblick über die Gegenwart, die in anderem Lichte besehen und zu anderen Jahresteilen aufgesucht, sich in der Vorstellung zum einheitlichen Gemeinsamen, zum großen Ganzen der Schöpfung formen ließen. Ist nach längerem Verweilen in der Betrachtung die Gedankenwelt zudem angereichert mit den Eindrücken und ihren ständigen Veränderungen. Und eine gesuchte Ergänzung mitunter bereits geschehen.

Es läßt sich vorstellen, warum die benannte Schöpfung der Welt und ihre Naturen in den entstandenen Religionen, die es in ihrer Erhabenheit und Verklärung in allen errichteten Strukturen und beschriebenen Schriften, in ihren sakralen Bauwerken und gezeichneten Künsten gibt, als eine solche im Klang der Worte zu verstehende Religion geworden ist.
In ihrer Vollkommenheit angesehen ist sie für alle Lebewesen die Wirklichkeit, die es vor uns gab und nach uns geben wird, und kann sie in der Bedenklichkeit mit aller Betrachtung dennoch nicht fertig und nicht wirklich endgültig sein.
Mit dem denkenden Menschen ist die vollkommene Freiheit, die wir vermeintlich in ihr zur eigenen Freiheit zu finden glauben nicht wirklich zu finden und ist in ihr ein Schöpfer in der Pflicht ebenso verpflichtend zu verstehen, wie wir seine großartige Schöpfung zu bewahren haben.

Was für ein fürchterliches Wort darum ist von den Ausrufern der Evangelien, den Kleinstgruppen mit Religionsanspruch stets gefordert die von ihnen gesetzlich geforderte garantierte Religionsfreiheit, die sich heute bei uns wie selbstverständlich mit vermehrtem Machtbewusstsein und Anspruchsdenken der existenziellen Behauptungen verknüpfen läßt.
Eine einst schon immer geforderte Freiheit des Verstandes, in der Wirksamkeit durch die Jahrhunderte der machtvollen Kirche kontrolliert stets nur den Mächtigen gestattet gewesen ist. Die Macht der göttlichen Nähe und Gewissheit aber einen jeden des Glaubens berührt.
Doch wer leichtfertig Freiheit den Religionen forderte, berief sich in der Zustandsbeschreibung auf die Unterdrückung des Verstandes, der Folter und den gequälten Menschen, die es mit den vermittelten Lehren, den Kontrollen von Staat und Gesellschaft in seinen Machtstrukturen von den einfachsten Bedürfnissen des Volkes, bis zur Berechnung des Tagesverlaufes im Zenit der Gestirne gegeben hatte.
Wer überdieses Freiheit für sich und die Religion fordert versichert sich der verfassungskonformen Religionsfreiheit des Einzelnen in unserem Staat. Es wird darum zur Grundlage dieser Freiheit des Verstandes von den Standes- ebenso wie den modernen Kirchen zumeist ein selbstbewußtes Anerkenntnis der Kirche in der Selbstbestätigung des freiheitlich denkenden Menschen gefordert. Den freien Willen um Mitglied in einer dieser Kirchen zu sein.

Die vermeintliche Freiheit des eigenen Willen, der sich dann als Selbstverständnis solches in dieser Zeit der Vielseitigkeit in den übertragenen Aufgaben versteht, ist nützliche Komponente um in den zugehörigen Hilfsdiensten wie den Diakonien auf Dauer wirksam zu sein. Befreit er uns von manchen der körperlichen sowie seelischen Belastungen im Freiraum der Menschennähe und Tätigkeiten, um uns zugleich sichtlich schwerwiegende Belastungen in ihrer Systematik aufzubürden.
Der biologische Mensch, der sie zuvor geschaffen hat, hat mit eigenen Emotionen erst noch zu lernen sich mit ihnen zu arrangieren, um sie beherrschen zu können und sich ihnen nicht zwanghaft auszuliefern in der funktionellen Abhängigkeit. Sind zugleich die mit ihr verbreiteten Informationen und Pflichten zur Religion in der Qualität kritisch zu betrachten und in den Prinzipien der Wahrheit Gottes aufrechtzuerhalten.

In der zeitlichen Geschichte und vor ihrer Veränderung zur offenen Begegnung mit dem Westen haben besonders Menschen der östlichen Länder an den Grenzen zu Europa wenig beachtet und verborgen in einem göttlichen Gedenken gelebt. In den langen Jahrzehnten der Unterdrückung durch die Staatsmacht haben sie ihre geistliche Hinwendung in den Zeremonien und biblischen Inhalten im stillen Kämmerlein bewahren können. Nun verlangen ihre zeitlichen Eröffnungen und veränderten Lebensverhältnisse die Überlieferungen der Generationen und die ihnen bewahrte Religion wieder gefahrlos wahrnehmen zu können. Wann immer es ihnen zeitlich in der beginnenden Neuzeit danach ist, in den Stätten der Kerzenlichter und zu den traditionellen Festtagen, inmitten der Wohlgerüche nach altem Holz und jungem Baumharz, in den farbgebenden Neuerungen ihrer Gotteshäuser und wieder errichteten Geläuten erklingen ihre Gebete und sind erhebende Gesänge zu hören.
Ihre Gemeinschaft hat sich wissentlich wiederum in diese Ordnungen der bewährten Gemeinsamkeit begeben, um nicht nur in einer Nachwelt der Hinterlassenschaft ihrer Geschichte zu leben, die nicht nur den menschlichen Verstand und seine Wertschöpfungen hervorbrachte, sondern zugleich für ihre künftigen und nachfolgenden Menschen eine den Frieden erneuernde Freiheit der Religion verlangt.

A.H.S.