Frieden und .., Frieden und ..,

Zum Frieden 2014 Juni

In friedlicher Natur (Ein Briefwechsel)

Lieber Vater

Endlich wieder daheim.
Wir sind glücklich wieder gelandet.
Doch so richtig angekommen und wirklich wieder hier, bin ich noch nicht. Eigentlich bin ich immer noch drüben in Maluupi. Mein Kopf schwirrt nur so von den Aufregungen zuvor. Vom Organisieren der gesammelten Einrichtung, vom Transport mit dem LKW bis zum Hafen. Vom Feilschen mit den Fahrern und bis alle Sachen in großen und kleinen Kisten auf dem Schiff den Fluß hinunter verladen waren. Es war mir, wie schon immer hier, fast eine Zeit wie zu den Expeditionen unserer Vorfahren. In den Dingen die unbedingt mit sollten und die nachgeliefert nicht angekommen sind. Doch mit der Zeit dort sind so aus den Erlebnissen schöne Erinnerungen der zunächst noch fremden Menschen, ihrer Art und ihrer Kultur geworden.
Und dann, nachdem endlich alles wieder auf dem Schiff nach Deutschland verstaut gewesen ist, hatten wir unser letztes Abenteuer auf dem Flughafen, von dem auch die Nachrichten berichtet haben.
Alle Flüge wurden gestoppt, weil Terroristenalarm ausgerufen wurde, und wir hatten uns in der Spannung zu gedulden. In der ansteigenden Temperatur des Tages warteten wir stundenlang ohne ein kühlendes Lüftchen in einem Raum untergebracht bis auch die Maschinen innen und außen überprüft waren. Und dies in der Hitze, bei der schon einige der Touristen schlapp machten. Ich selbst bin ja einiges gewöhnt mittlerweile.
Aber nun ist ein wenig Zeit. Und ihr habt es so schön sommerlich hier. Für heute Abend haben mich meine Freunde eingeladen, bei denen ich derzeit untergekommen bin. Sie wollen unbedingt, daß ich ihnen und fremden Leuten von unseren Erlebnissen im MED-Corp berichten soll.
Die nächsten Tage werde ich mir eine Wohnung suchen, denn bis meine Sachen hier sind vergehen noch einige Wochen.
Wir sehen uns aber bald, fest versprochen. Ich melde mich dann zuvor bei Dir.
Bis bald und Dir ein Küßchen.
Deine Theodora

Liebe Theodora

Mit Freuden habe ich Deinen Brief gelesen, mon cher enfant. Und mit einigem Herzklopfen die Zeilen verschlungen, in denen Du mir berichtet hast, wie abenteuerlich Deine Reise verlaufen ist. Es müssen ganz fürchterliche Tage gewesen sein, auf dem Flughafen, in den überfüllten Wartehallen und in diesen ungewissen Stunden, in denen niemand so recht weiß, wie es weitergehen wird. Mon petit, zum Glück bist Du gesund und sicher erleichtert wieder im Lande. Aber auch um etliches bereichert im Gepäck in den vielen Erlebnissen, von denen Du mir unbedingt berichten mußt.
Hier bei uns, meine liebe Tochter, in unserer behaglichen kleinen Welt, ist in den Erlebnissen weniger von den großen und gefahrvollen Abenteuerlichkeiten zu berichten, wenn sie dennoch nicht ohne Sinn sind und im Wirken des Menschen nicht weniger von Bedeutsamkeit sein können.
Eine kleine Begebenheit von Gestern will ich Dir daher berichten. Kurz bevor ich Deinen Brief zugestellt bekam und lesen konnte.
Wie Du weißt, habe ich zur Wohnung auch diesen Garten. Und die hellen Fenster eröffnen mir mit dem Blick zu ihm hinaus den Tag. In den Gärten herrscht reges und lebendiges Leben und wie jeden Morgen füttere ich die Vögel schon die ganzen Jahre.
Da die derzeitige Felderwirtschaft in den Monokulturen nicht diese Abwechslung bietet, ist oft zudem den Raubvögeln nur wenig offenes Feld überlassen, und so haben auch diese großen Vögel einige Probleme, denn diese Tiere können nicht auf Maisplantagen jagen, wo sie keine Laufspur der Feldmäuse beobachten können. Und so finden sich in den Städten immer öfter Bussarde und Raubvögel ein.

Nun gab es gestern auf dem kleinen Stückchen Gartenteil, auf dem sich bei mir viele Vogelarten zeigen, einen kleinen Zwischenfall, der mich schon etwas nachdenklich stimmte. Du wirst vermutlich sagen, mit Deiner Kenntnis nun in wilder Natur, ach was, wir Menschen denken natürlich und ganz praktisch, und bisweilen in einer Symbolkraft, die genug verständig für uns ist wie eine eigene Sprache.
Gestern am Morgen war es im Garten plötzlich ganz still. Kein Singvogel war wie üblich zu sehen. Ich wunderte mich schon sehr, denn auch ihr Futterplatz war nicht angetastet.
Nachdem ich wieder in der Wohnung war, konnte ich vom Fenster aus beobachten, wie der große Rabe, der hier seine Region über die Gärten hat, sich wie jeden Morgen sein Frühstück holte. Und plötzlich sah ich einen hellen Falken aus dem Bäumen herabfliegen, der den Raben wiederholt anflog und ihn störend bedrängte.
Doch der ließ sich davon gar nicht beunruhigen, sondern frühstückte wie üblich sein ausgelegtes Futter. Der Falke stieg immer wieder auf und versuchte den Raben zu vertreiben. Doch dem war dies ganz egal, er suchte sich sein Futter zusammen und versteckte einiges davon wie sonst auch. Dann flog er zum Nebenfeld des Gartens auf einen hohen Fichtenbaum.
Der Falke aber, der sich abseits auf einen Zaunpfahl gesetzt hatte, überlegte wohl seine Situation, die er mit der Revierbewachung die Zeit schon zuvor übernommen hatte, um dort eventuell einen kleinen Vogel oder sogar eine Taube zu jagen, wie es seine Natur ist, und so flog er schließlich davon.
Als ich eine Stunde später in den Garten ging, waren plötzlich alle Vögel wieder da. Die Amseln, etliche Meisen, Baumläufer und die beiden Turktauben, die wie sonst jeden Morgen ruhig auf den Ästen saßen. Und sie begrüßten mich wie sonst mit ihrem Zuruf. Die Meisen pfiffen und zwitscherten und die hinzugeflogenen Tauben gurrten und warteten wie üblich auf ihre Ration. Der Rabe grüßte mich wie sonst auch mit seinem Zuruf. Eine Amsel rief ihren Laut hinzu, der sich irgendwie anhörte wie 'Bist Du glücklich?', und einige Elstern schnarrten unweit ihre unverkennlichen Laute. Denn sie kennen mich recht gut und sind mir gegenüber in ihrer Freiheit der Gärten nur selten wirklich scheu. Ein Gesang der wie im Chor zu verstehen ist.
So schreibe ich Dir also mein kleines Erlebnis in unserer kleinen Welt, in der solch eine Ordnung, die durch den schwarzen großen Raben gewährt wird, auch für ein ganzes Vogelvolk für eine stabile Ordnung sorgt. Wie bei uns in der Entwicklung im Menschenvolk, in den Umkleidungen der himmlischen und weltlichen Ordnungen ebenfalls eine solche Überordnung zu erkennen ist.
Die natürliche Ordnung hat uns schon oft geholfen, in ihrem einfachen Verständnis des bewußten Daseins. Vor allem in den komplexen Verflechtungen des menschlichen Wesens.
Du wirst mir Deine Erlebnisse in der noch offenen und sich selbst überlassenen Natur mit ihren für uns ungewöhnlichen vielen Tieren sicherlich auch erzählen können. Wie so eine kleine Stadtmaus sich wieder hier bei uns im Lande aus der fernen großen Stadt eingefunden hat. Ich freue mich schon auf einen schönen Spaziergang mit Dir zur Gelegenheit.

Bis bald, .... il n'y a pas le feu,
Vater

A.H.S.

Anmerkung:
Dies ist Briefwechsel zur Bewußtseinsbildung.
Zur körperlichen Gesundheit gehören auch die seelischen Bedürfnisse in den Wanderungen und Naturbegegnungen, zur intensiven Tätigkeit auch die Erholung die ein friedliches Verständnis ermöglichen.