Problemabriss und Wiederaufbau
Der Sockel ist abgerissen, die Schwestern haben ihre Trachten und Häubchen sicher verwahrt bis ihre Heimstatt am Krankenhaus wieder errichtet ist. Allmählich wächst drüben im Haus der Ärzte der Grundriss aus den Tiefen empor, den die Städteplaner über den Tisch von Wein und Brot gelegt haben, wie ihn die Samariter loben und ehren würden über alle Maßen.
Nun denn, es modernisiert sich wo es geht, hat der Abriss daher auch einen kurzen Moment so etwas wie einen Grusel verursacht. Lag plötzlich alles in Trümmern so live und nicht nur im TV herum. Wir haben schon fast vergessen wie es war damals, als wir wieder von Neuem begannen. Ein rotes Kreuz hat in solchen Zeiten oft der geschundenen Seele Erbauung zur Hoffnung bereitet.
Die Ethikkommission in Berlin hat in den letzten Wochen ihre Schrift 'Patientenwohl als ethischer Maßstab für das Krankenhaus' herausgegeben. 155 Seiten der Analyse zur Dialyse sind mit den Empfehlungen der Bundesrepublik übergeben worden. Am besten gefällt mir darin ein Schlußkapitel zum Patientenwohl:
'Die ethisch begründete Patientenwohlorientierung lässt sich
anhand dreier Kriterien operationalisieren: die von der Ermöglichung
seiner Selbstbestimmung getragene Sorge für den
Patienten, eine gute Behandlungsqualität, sowie die gerechte
Verteilung der für die stationäre Versorgung verfügbaren
Ressourcen. / Die selbstbestimmungsermöglichende Sorge hat die Respektierung
und Achtung des Patienten als Person mit eigenen
Vorstellungen, Wünschen, Interessen, einer eigenen Geschichte
und mit eigenen Rechten zum Ausgangspunkt und schließt
an das Adhärenz-Konzept und das Modell der partizipativen
Entscheidungsfindung in der Arzt-Patient- bzw. Pflegende-Patient-
und Therapeut-Patient-Beziehung an. Demzufolge
hat sie eine gelingende Kommunikation zur Voraussetzung,
die in Inhalt, Art und bezüglich der Rahmenbedingungen auf
den Patienten zugeschnitten sein muss und insbesondere in
einem Konzept der informierten und selbstbestimmten Einwilligung
des Patienten ihr Ziel findet.'
In der kürzesten Übersetzung läßt sich sagen, wenn Arzt und Patient sich verstehen,
und von Arzt zu Arzt die Telefone funktionieren, dann ist für die Gesundheit alles zum Besten. Und schaue ich neben mir auf meine Eintragungen im Terminkalender, hat mein Hausarzt mir bei Dr. Sahid für diese Woche doch noch einige Minuten möglich machen können, und kann ich ihm vielleicht schon zu den routinemäßigen Untersuchungen mit einem nagelneuen Lächeln meine Männergeschichten vortragen. Nun denn, wir werden eben langsam auch zu alten Waschweibern.
Seid darum guter Dinge, die ihr mit allem was Freude bereitet, unter freundlichem Himmelsblau, und vor allem, ' Bleibt friedlich. '
Andreas H. Scheibner
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